Rodrigues Diz LinBrasil

Wenn es stimmt, dass zeitlose Dinge über eine
eigene, ausdifferenzierte Anatomie verfügen,
indem der Mensch körperliches Selbstverstän-
dnis auf seine ihn umgebende Dinge projiziert,
dann ist der Sessel Diz hierfür Paradebeispiel.

Die Rücken-Lehne steht als breitschultriger
Torso im Raum – zur ungepolsteter Sitzfläche
hin in eine Taille mündend laden die beiden
gebogenen Holzschalen zum Anlehnen ein.
Die Struktur mit ineinader verschränkten Ge-
stell und Schalen nähert sich an die besten
dänischen Vorbilder an – die ebenfalls unheim-
lich aufwändig gefertigten Objekte Klints oder
Wegners als Gipfel der dän. Möbelbau-Kunst.

Obwohl der Diz als schlanker Sessel mit Holz-
rahmen auf dem prototypischen Safari Chair
von 1860 aufbaut, stellt er ein Solitär in der
Gattung der ungepolsterten Sessel dar: ange-
spannt, wie ein stillgesetztes, muskulöses
und edel glänzendes Tier zeugt sein We-
sen von seinem tief-brasilianischen Ursprung.

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